so titelt focus.de am 26.03.08, 18:27
Der Discounter Lidl hat eingestanden, dass Detektive in Filialen Überwachungskameras installiert hätten. Sie hätten aber nicht den Auftrag gehabt, die Mitarbeiter auszuspionieren.
Lidl-Mitarbeiter wurden ausspioniert
Das Magazin „Stern“ berichtete, der Lebensmittel-Discounter Lidl habe Mitarbeiter systematisch überwacht. Beschäftigte seien mit Hilfe von Kameras ausgespäht worden. Dem Magazin liegen nach eigenen Angaben mehrere Hundert Seiten interner Protokolle vor, in denen genau notiert sei, wann und wie häufig Mitarbeiter auf die Toilette gingen oder wer möglicherweise mit wem ein Liebesverhältnis habe. Die meisten dieser Einsatzberichte stammen aus Lidl-Filialen in Niedersachsen.
Lidl-Geschäftsleitungsmitglied Jürgen Kisseberth sagte dazu: „Wir haben keine Mitarbeiter ausspioniert.“ Kisseberth zufolge schaltete Lidl zwei Detekteien ein, um durch Diebstahl verursachte „Inventurverluste“ zu vermeiden. Dies sei eine „handelsübliche Maßnahme“. Die beiden Detekteien hätten aber nicht den Auftrag gehabt, Mitarbeiter auszuspähen. Lidl werde nun generell nicht mehr mit Detekteien zusammenarbeiten, kündigte er an. Etwaige Daten, die von Detektiven über Mitarbeiter gesammelt worden seien, würden nicht verwendet. Ein Bespitzeln von Mitarbeitern sei „nicht gewollt“.Ver.di spricht von SchweinereienDem „Stern“ zufolge funktionierte die Überwachung immer nach dem gleichen Schema: Detektive hätten in Filialen Miniaturkameras installiert. Die Detektive hätten dann aber auch ihre genauen Beobachtungen der Lidl-Mitarbeiter notiert. Der Ver.di-Handelsexperte Achim Neumann sagte dem MDR, was Lidl gemacht habe, dürfe man nicht hinnehmen. „Wenn Unternehmen den Rechtsstaat mit Füßen treten, dann müssen sie weg.“ Er bekräftigte das Ziel, bei Lidl Betriebsräte durchzusetzen. Dann würden „solche Schweinereien“ nicht mehr passieren.
Der Bundesbeauftragte für den Datenschutz, Peter Schaar, sagte dem „Stern“, dass das Protokollieren eines Toilettenbesuchs und ähnliches einen schweren Verstoß gegen das Bundesdatenschutzgesetz darstelle: „Ich gehe davon aus, dass, wenn solche Vorgänge bekannt werden, die zuständige Datenschutzbehörde tätig wird und Ermittlungen einleitet.“
hei/Reuters
Der Discounter Lidl hat eingestanden, dass Detektive in Filialen Überwachungskameras installiert hätten. Sie hätten aber nicht den Auftrag gehabt, die Mitarbeiter auszuspionieren.
Lidl-Mitarbeiter wurden ausspioniert
Das Magazin „Stern“ berichtete, der Lebensmittel-Discounter Lidl habe Mitarbeiter systematisch überwacht. Beschäftigte seien mit Hilfe von Kameras ausgespäht worden. Dem Magazin liegen nach eigenen Angaben mehrere Hundert Seiten interner Protokolle vor, in denen genau notiert sei, wann und wie häufig Mitarbeiter auf die Toilette gingen oder wer möglicherweise mit wem ein Liebesverhältnis habe. Die meisten dieser Einsatzberichte stammen aus Lidl-Filialen in Niedersachsen.
Lidl-Geschäftsleitungsmitglied Jürgen Kisseberth sagte dazu: „Wir haben keine Mitarbeiter ausspioniert.“ Kisseberth zufolge schaltete Lidl zwei Detekteien ein, um durch Diebstahl verursachte „Inventurverluste“ zu vermeiden. Dies sei eine „handelsübliche Maßnahme“. Die beiden Detekteien hätten aber nicht den Auftrag gehabt, Mitarbeiter auszuspähen. Lidl werde nun generell nicht mehr mit Detekteien zusammenarbeiten, kündigte er an. Etwaige Daten, die von Detektiven über Mitarbeiter gesammelt worden seien, würden nicht verwendet. Ein Bespitzeln von Mitarbeitern sei „nicht gewollt“.Ver.di spricht von SchweinereienDem „Stern“ zufolge funktionierte die Überwachung immer nach dem gleichen Schema: Detektive hätten in Filialen Miniaturkameras installiert. Die Detektive hätten dann aber auch ihre genauen Beobachtungen der Lidl-Mitarbeiter notiert. Der Ver.di-Handelsexperte Achim Neumann sagte dem MDR, was Lidl gemacht habe, dürfe man nicht hinnehmen. „Wenn Unternehmen den Rechtsstaat mit Füßen treten, dann müssen sie weg.“ Er bekräftigte das Ziel, bei Lidl Betriebsräte durchzusetzen. Dann würden „solche Schweinereien“ nicht mehr passieren.
Der Bundesbeauftragte für den Datenschutz, Peter Schaar, sagte dem „Stern“, dass das Protokollieren eines Toilettenbesuchs und ähnliches einen schweren Verstoß gegen das Bundesdatenschutzgesetz darstelle: „Ich gehe davon aus, dass, wenn solche Vorgänge bekannt werden, die zuständige Datenschutzbehörde tätig wird und Ermittlungen einleitet.“
hei/Reuters
Nun ist ja schon seit längere Zeit bekannt, dass Lidl, wie übrigens eine ganze Reihe anderer, auch namhafte, deutsche Arbeitgeber, Arbeitnehmerrechte, Grundrechte, ja sogar Menschenrechte, mit Füßen treten.
Thomas Didier (26.03.2008 20:50)
Ich bin damals als Student
stundenlang per Kamera bei meiner Kassiertätigkeit bei LIDL beobachtet worden. Auch Mobbing war dort (nicht nur gegen mich) gang und gäbe. So etwas habe ich nur noch bei Plus erlebt. Sonst nirgendwo. Schade, dass Arbeitnehmer kaum etwas dagegen tun können und nach den Hartz"Reformen" noch zusätzlich unter Druck geraten sind. (Kommentar zum oben ausgeführten Artikel)
Für Außenstehende, für noch nicht Betroffene heute sicher schwer nachvollziehbar. Sie glauben in einem Rechtsstaat zu leben. Auch ich war einmal davon überzeugt. Doch dann wurde ich Opfer einer bösartigen Mobbingkampagne und ich musste erfahren, dass der so genannte Rechtsstaat nicht hilft.
Der Ver.di-Handelsexperte Achim Neumann sagte dem MDR, was Lidl gemacht habe, dürfe man nicht hinnehmen. „Wenn Unternehmen den Rechtsstaat mit Füßen treten, dann müssen sie weg.“
Hier hat Herr Achim Neumann Recht. Doch scheint er die gelebte Praxis nicht zu kennen.
Fakt ist leider, dass Unternehmen sehr wohl den Rechtsstaat mit Füßen treten. Sie wissen, dass sie das ungestraft tun können. Sie wissen, dass es keine Strafverfolgung geben wird.
Wenn dann doch mal ausnahmsweise eine Ordnungsstrafe oder ähnliches fällig sein sollte, dann ist diese so lächerlich gering, dass die Unternehmen diese aus der berühmten „Portokasse“ zahlen und den Verlust auch noch als Betriebskosten von der Steuer absetzen können.
Obwohl diese Missstände bekannt sind, sehen Politiker in der gesetzgebenden Versammlung und auch das Justizministerium keinen Handlungsbedarf.
Natürlich hat auch Peter Schaar Recht, wenn er dies äußert:
Der Bundesbeauftragte für den Datenschutz, Peter Schaar, sagte dem „Stern“, dass das Protokollieren eines Toilettenbesuchs und ähnliches einen schweren Verstoß gegen das Bundesdatenschutzgesetz darstelle: „Ich gehe davon aus, dass, wenn solche Vorgänge bekannt werden, die zuständige Datenschutzbehörde tätig wird und Ermittlungen einleitet.“
Doch unsere Erfahrung sagt uns: Dies ist reines Wunschdenken.
Keine Firma, auch Lidl nicht, wird zugeben einen Mitarbeiter auf Grund der beobachten häufigen Toilettenbesuche zu entlassen oder abzumahnen.
Die Unternehmen wissen sehr wohl, dass diese Praxis den Gesetzen widerspricht. So handeln sie eindeutig vorsätzlich, wenn sie ihre Unternehmen mit Kameras nur so spicken. Das Risiko erwischt und bestraft zu werden bleibt ja weiterhin gering.
Keiner der Beobachteten, weder der Arbeitnehmer noch der Kunde oder Gast, kann nachvollziehen wer am anderen Ende der Kamera sitzt und wie dieser das Beobachtete wahrnimmt und verwertet.
Ich selbst habe, in dem Untenehmen welches ich leider nur allzu gut kenne und welches einen Freizeitpark betreibt der mit Kameras gespickt ist, erlebt, dass die eingefangenen Bilder völlig unkontrolliert an öffentlichen Stellen auflaufen.
Ich habe erlebt, wie Mitarbeiter dieser Firma mittels Zoom und Lenkfähigkeit der installierten Domkameras „hübsche Mädchen mit kurzen Röcken“ ausspähten und mit zotigen Sprüchen weniger wohlgeratene Menschen beurteilten.
Eine dieser TV Leitungen führte direkt in das Wohnhaus des Firmeninhabers. Was der mit diesen Bildern gemacht hat, dass wissen wohl nur die Götter.
Man kann sich leicht vorstellen, wie Vorgesetzte urteilen, wenn diese zufällig, in einer Momentaufnahme, einen Mitarbeiter beobachten, der sich mal, aus welchen Gründen auch immer, gerade etwas ungeschickt anstellt.
Wenn sie dann von der Chefsekretärin auch gleich den Namen und die Abteilung des „ungeschickten“ Mitarbeiters auf einem „Silbertablett“ serviert bekommen, dann hat dieser Vorgesetzte sich eine Meinung über diesen Mitarbeiter gebildet. Es ist dann völlig unerheblich weshalb der Mitarbeiter offiziell kurze Zeit später entlassen wird.
So gesehen ist jeder Einsatz von Kameras in der Öffentlichkeit und am Arbeitsplatz immer bedenklich. Doch, wie schon im unten stehenden Kommentar bemerkt wird, der Staat macht es vor.
cicero teutonicus (26.03.2008 20:07)
Lidl
Lidl macht doch nur das, was unser Staat schon immer gemacht hat und heute immer mehr machen will. Hier ist der Name Schäuble schon fast überflüssig. Regt sich hier jemand von den Gewerkschaften oder sonstigen Vereinigungen auf?
Das man dann den mündigen Bürger auch noch für blöd hält, spricht nicht für die Intelligenz desjenigen, der dann behauptet, die Detektive hätten aus eigenem Antrieb gehandelt.
werner (26.03.2008 21:10)
Lidl hält euch für doof
Detektive die sich mehr Arbeit machen als nötig. Klaro!. Na ja, die Doofen glauben das und gehen weiter bei Lidl einkaufen.
dmeyer (26.03.2008 21:13)
Kein Einkauf bei Lidl
Meine Frau und ich kaufen schon seit Jahren nicht mehr bei Lidl ein. Wenn das viele machen, wachen die Manager vielleicht auf und achten die Menschenwürde.
Jawohl! Nur das hilft. Siehe Shell und die Bohrinsel!
Abschließend möchte ich diesen Kommentar stehen lassen:
Trapattobi (26.03.2008 18:57)
Staatsanwalt statt Betriebsrat
Was hier passiert ist, ist hochkriminell. Da braucht es keinen Kostentreibenden Betriebsrat, sondern Staatsanwälte, welche die Verantwortlichen Personen sanktionieren, damit diese nicht glauben, das so was ungesühnt bleibt. Dass die Detektive diese "Fleißarbeit" aus Jux & Tollerei und ohne Auftrag gemacht haben, glaubt hoffentlich niemand.
Staatsanwalt statt Betriebsrat! Ja schön wär’s. Doch der Staatsanwalt wird nicht eingreifen, genauso wie andere Verantwortliche keinen Handlungsbedarf sehen.
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