Donnerstag, 22. Januar 2009

Das „neue Miteinander“ von Frau Dr. Merkel in den Betrieben


Artikel 1 Grundgesetz, die „Würde des Menschen ist unantastbar.“
In den Ansprachen zum neuen Jahr und Weihnachten haben unsere beiden höchsten Beamten viel von einem „neuen Miteinander“ in den Betrieben geredet. Klar, wenn es um Steuergelder der Bürger geht, sind Manager und Beamte schnell einer Meinung, die Kohle nehmen wir.
Nach Herrn Köhler war das noch nie ein Problem, da er als Neoliberaler schon lange mit Steuergeldern im IWF (IMF) eine Politik vertreten hat, die den Armen schadete, aber den Reichtum weniger mehreren sollte. Doch was meint er mit dem „neuen Miteinander“ nun eigentlich?
Die Bundeskanzlerin ging da noch einen Schritt weiter, sie scheint sogar das „neue Miteinander in den Betrieben gespürt“ zu haben. Was das nun wieder heißen sollte, war vielen Zuschauern unklar?
Unklar ist das nicht, wenn man weiß, was damit gemeint sein könnte. Dazu braucht man sich nur den Umgang mit Mobbing und Korruption bei uns im Lande anschauen, oder was Krisenbewältigung vor Ort heißt. So ist uns jetzt sogar einer der brutalsten Mobbing-Fälle der letzten Zeit aus den neuen Bundesländern bekannt.
In Calbe, Sachsen Anhalt, hat sich das Management der Umwelttechnik-Firma Doppstadt nach jahrelanger guter Zusammenarbeit mit dem Betriebsrat – Jahre lang wurde auf Lohnerhöhungen verzichtet, obwohl das Unternehmen nach einer Krise 2002 seit 2004 wieder Gewinne gemacht hat – im Sommer 2008 entschlossen, 7 Betriebsratsmitgliedern zu kündigen. Zuvor hat man mit „stasiartigen Methoden“ geschnüffelt und auch noch den bekanntesten Anwalt der Gilde, „Kündigung der Unkündbaren“, Herrn Noujoks zur Hilfe geholt.
Im Brennpunkt des Unternehmens mit 335 Stammmitarbeitern und 135 Leiharbeitern steht der Betriebsratsvorsitzende Andreas Kirchhoff. Am 14.01.2009 kam es nach dem bisher erfolgten Teilhausverbot und der Kündigung zu einem Überfall auf dem Werksgelände. Kirchhoff wurde in einem „dunkeln Flur ein Plastiksack über den Kopf geworfen.“ Mit „Schlägen in den Magen wurden er zu Boden gerissen“ und anschließend schlug man mit „einem harten Gegenstand auf seinen Kopf“ ein. „Mit Prellungen, Kopfschmerzen, Kreislaufproblemen und Schock wurde er ins Kreiskrankenhaus eingeliefert.“
So was also ist das neuen „spürbare Miteinander“ in den Betrieben, von dem Frau Dr. Merkel geredet hat. Oder wie soll man das Ganze bitte verstehen? Für jene Bürger und Arbeitnehmer, die sich mit Mobbing und Korruption seit Jahren beschäftigen ist diese zunehmende Eskalation nicht überraschend, denn hartnäckig weigert sich die Politik mit einem klaren und eindeutigen Antimobbinggesetz sich gegen diese Entwicklung zu stellen.
Wegschauen, das ist das, was Frau Merkel und Herr Köhler als neues Miteinander verstehen, und die Zeche dafür bezahlen jetzt betriebliche Interessenvertreter, Arbeitnehmer und Bürger. Erschreckend, wenn man bedenkt, dass wir eine Verfassung haben, in der in Artikel 2, Satz 2 „jeder“ verbriefte „Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit“ hat.

„Willst Du nicht mein Bruder sein, so schlag ich Dir den Schädel ein,“ das dürfte als Redensart vielen doch bekannt sein, oder?

Links:
http://german-communications.com/htm/pdf/PM_Fristlose%20Kuendigung.pdf
http://www.trueten.de/permalink/Faustrecht-gegen-Betriebsratsvorsitzenden.html
http://www.igmetall-nieder-sachsen-anhalt.de/fileadmin/user/Dokumente/metall/2008-10_metall_nds-lsa.pdf
http://www.fachseminare-naujoks.com/
http://forum.mobbing-gegner.de/hier-wird-gemobbt/umwelttechnikhersteller-doppstadt-aus-calbe-salzlandkreis-t963.html
http://www.rf-news.de/2009/kw04/betriebsratsvorsitzender-von-doppstadt-im-werk-ueberfallen
http://www.trueten.de/archives/4788-Faustrecht-gegen-Betriebsratsvorsitzenden.html
http://pressemitteilung.ws/node/133003
http://wiki.mobbing-gegner.de/Forum/Ueberblick
http://diyweek.info/news/news_story.asp?id=5273&channel=0

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