Montag, 8. Dezember 2008

Die 500 Euro Hysterie.


Viel Rauch um Nichts, oder wenn Professoren die Welt verbessern wollen?
Mit viel Leidenschaft und Hingabe wird im Moment das Modell des 500 Euro Konsumschecks für alle Bürger diskutiert. Und man kann das gut verstehen, denn jeder fragt sich, was soll das Ganze?
Mit der aktuellen Finanzkrise sind mehrere Probleme deutlich geworden, die heute die ganze Welt betreffen und nicht mehr wie vor 80 Jahren am „Schwarzen Freitag“(a) nur die Industrienationen. Damals endete das ganze Desaster der Ökonomie im zweiten Weltkrieg mit über 50 Millionen Toten. Die Entwicklung heute mit der Immobilienblase wird uns noch in den nächsten Jahren beschäftige, doch eines ist jetzt schon klar, wer die Verlierer sind: Die Ärmsten dieser Welt. Denn schon vor der Krise war bekannt, demnächst werden etwa 900 Millionen bis 1 Milliarde Menschen verhungern oder sind ständig vom Hungertod bedroht.(b) Die aktuelle Finanzkrise dürfte dieses Problem, das uns eigentlich alle angehen müsste, erheblich verschärft haben, insbesondere weil darüber kaum diskutiert wird. Im Moment beschäftigen sich jeder mit seinem Problem, ob Mensch, Staat oder Wirtschaftsgemeinschaft.
So haben in Deutschland sich einige Leute auch Gedanken gemacht, nach dem klar war und an der Autoindustrie als erster Produktionszweig weltweit sichtbar wurde, die Nachfrage bricht radikal nach bestimmten Produktionsgütern zusammen. Googlen Sie einfach mal nach Nachfrage nach Autos. Die ersten Vorschläge zur Belebung der Nachfrage kamen aus den USA, wie sollte es auch anderes sein, denn mit Barak Obama war ein Präsident angetreten, der etwas für jeden Bürger machen wollte, vereinfacht dargestellt.
In Deutschland haben die, die seit dem Machtwechsel in Bonn 1983 eine Gesellschaftsordnung proklamiert haben, in der in der Ökonomie(c) das Angebot als Faktor Nummer Eins galt, und in der in den Hochschulen eine Elite herangezüchtet werden sollte, die die Welt in glückliche Zeiten führt, heute mal lieber das Pferd gewechselt. Seit Adam Smith(d), dem ersten Ökonomen und Moralphilosophen, der ein Buch über Wirtschaft und seine Wesen geschrieben hat, streiten sich global und einfach gesehen zwei Schulen um die Ökonomie und ihr Wesen in unserer Welt. Bestimmt die Nachfrage das Angebot oder wie es die Keynesianer(e) seit den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts nachzuweisen versuchen, die Nachfrage.
Hinter dieser Diskussion kann einmal nach den ersten Folgen der Finanzkrise 2007/2008 gesagt werden, die Nachfragetheorie hat natürlich gewonnen. Ein Sieg der bitter ist, denn nie haben die Angebotspropheten belegen können, wie sie zu ihren Einsichten gekommen sind und wann diese erfolgreich waren, außer dass ihre Weltherrschaft immer im Elend, in Wirtschaftskatastrophen und Kriegen verendete.
Hinter diesem moralischen Dilemma haben nun in Deutschland die alten Schulen aus den Universitäten Bremen, Dortmund usw. die verstaubten Hörsäle geöffnet und an die Politiker um Andrea Nahles und Ottmar Schreiner Signale gesendet, wir haben da was zur Lösung ausgetüfelt. Primär ging es darum, wie kann die Nachfrage mit Hilfe staatlicher Mittel, also unseren Steuergeldern stimuliert werden? Dazu gibt es wahrscheinlich 1001 Vorschläge und Lösungsansätze, die aber eben ein Problem haben, kommen die Mittel zur Nachfrageverbesserung auch dort an, als im Konsum und damit in den Geschäften? Und da kam wohl einer auf die Idee des 500 Euroschecks, denn zuvor hatten Andrea Nahles und andere eine bessere Idee, wer ein umweltfreundliches Produkt kauft, bekommt per Scheckheft vom Finanzamt eine Rückzahlung, Damit sollten zwei Fliegen mit einer Klappe gefangen oder erschlagen werden, einmal die Nachfrage stimulieren und den Umweltschutz verbessern. Doch wie das mit guten Ideen ist und wenn alle aus der Möchtegernelite ein schlechtes Gewissen haben wegen ihrer Umverteilungspolitik von unten nach oben seit der 80er Jahren des letzten Jahrhundert, folgt dann ein Modell dem anderen, die alle auf der Schultafel eines Hörsaals sich gut ansehen, doch in der Realisierung kläglich scheitern. So auch das 500 Euroscheckmodell, denn seine Umsetzung alleine würde gigantische Kosten verursachen, die man nur schätzen kann und da schon zu der Einsicht kommt, das geht nicht.
Denn alleine die Streichung des 7% Mehrwertsatzes auf lebensnotwendige Produkte würde mehr und einfacher das Gleiche erreichen, aber eben nicht für die Autoindustrie, und die hat ja nun im Bundestag eine Lobby, dass über so ein einfaches Modell schon gar keiner wagt zu diskutieren. Oder man könnte, wie viele es auch für logisch halten, allen aus dem Prekariat, das sind die Bezieher von Hartz IV, ALG 1 und den Aufstockern, die unterhalb des Mindesteinkommens malochen usw. eine monatliche Anhebung ihres Einkommens ermöglichen , in dem sie einfach 150 Euro pro Monat mehr bekommen, denn die geben zu 98 % das Geld wieder aus. Doch das hat dann wieder das Problem, dass das einfach geht und Beamte nicht kontrollieren dürfen, somit wird darüber auch nicht diskutiert. Lobby ist eben Lobby und Beamte sind eben Beamte.
Egal welche Diskussionen man in den nächsten Monaten und Jahren erlebt, er ist interessant, dass die, die die Gesellschaft in den Abgrund gestürzt haben, plötzlich ihre Theorie des „Angebotsidiotismus“ nicht mehr verteidigen, sondern plötzlich von einem Tag auf den anderen die Theorie der Nachgebotsorientierung vertreten. Gerade die Hardliner der Universitäten, die so was wie die Immobilienblase erst ermöglicht haben, in dem sie in Kiel, München und St. Gallen den Umverteilungsprozess von oben nach unten angeleiert haben, schreien nun am lautesten nach Schecks und Nachfragestimulierung.
Sie können sich das ja auch erlauben und jeden gedanklichen Furz zur Wissenschaft erklären, sie sind ja Beamte und manchmal sogar Professoren und haben ein Garantieeinkommen, das über dem 10 bis 20 fachen pro Monats von dem eines Hartz IV Empfängers liegt. Dann kann man ja auch schon mal sinnlose Diskussionen führen, oder wie die Ökonomen der Freien Universität Berlin, sich jahrelang mit einem Hotelbau in der Nähe der Königin Luise Straße beschäftigen, denn man ist ja von der Krise nicht persönlich betroffen. Und wenn das Hotel mal wirklich fertig sein sollte, dann kommen da Gäste über Gäste zu den Workshops in die Hörsäle, in denen dann wieder über solche Dünnbrettphilosophien wie das Angebot, Schecks oder andere Schultafelmodelle diskutiert wird. So hat man immer was zu tun, wichtig ist, man ist Beamter auf Lebenszeit und wird von dem ganzen Einkommensdilemma nicht persönlich berührt. So ist das im globalen Dorf und eines steht jetzt schon fest, den 500 Euroscheck gibt es nur als Gedankenpups, und das Recht auf pupsen kann man nun wirklich niemand verwehren, auch dem Weihnachtsmann nicht, wenn sie an den glauben sollten. Denn bekanntlich kommt der Nikolaus durch den Schornstein, und da gilt eben die alte Weisheit, viel oder wenig Rauch?

Quellen
a) http://de.wikipedia.org/wiki/Schwarzer_Freitag
b) http://de.wikipedia.org/wiki/Welthunger
c) http://de.wikipedia.org/wiki/John_Stuart_Mill
d) http://de.wikipedia.org/wiki/Adam_Smith
e) http://de.wikipedia.org/wiki/John_Maynard_Keynes

Keine Kommentare: